Die Balver Höhle wurde im zweiten Weltkrieg zubetoniert und jahrelang als Rüstungsfabrik genutzt. Die geplante Sprengung der Höhle durch die britische Besatzungsmacht im Zuge der Demilitarisierung konnte zwei Jahre nach Kriegsende durch den massiven Widerstand der Balver Bevölkerung in einer beispiellosen Öffentlichkeitsaktion verhindert werden. An der Speerspitze dieser Aktion stand der Balver Heimatverein, die „Heimwacht“.

In der Höhle wurden Ringfedern für die Uerdinger Waggonfabrik hergestellt. Der Eingang war durch eine schwere Betonwand verschlossen und der Höhlenboden egalisiert. Dort arbeiteten 440 bis 550 russische Frauen und französische Zwangsarbeiter unter entwürdigenden Umständen.

Frank Uekötter schreibt in seinem Buch ´Naturschutz im Aufbruch. Eine Geschichte des Naturschutzes in Nordrhein-Westfalen 1945-1980´ (p.22 ff): “Die Geschichte der Balver Höhle umfasst auch ein dunkles Kapitel. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie kurzerhand in eine Produktionsstätte verwandelt, da die Höhle als idealer Schutz gegen Fliegerbomben galt“. Die nachfolgenden Informationen entstammen überwiegend dem Kapitel 1 des Buches. “Die Stunde der Heimat: Die geplante Sprengung der Balver Höhle”.

Im Jahr 1947 waren die aufgestellten Maschinen längst verschwunden. Die Abschlussmauern und andere Einbauten erinnerten jedoch auch zwei Jahre später daran, dass in der Höhle für die Rüstungswirtschaft des deutschen Reiches produziert wurde. Im Juli 1947 wurde vereinbart, dass die Stadt Balve die von der Militärregierung befohlene Räumung dieser Einbauten in eigener Verantwortung durchführen würde. Kurz nach Beginn der Abbrucharbeiten wurden diese von der Besatzungsmacht gestoppt. Die Gründe waren zunächst nicht bekannt. Im Gespräch mit dem an der Höhle ansässigen Gastwirt Sauer waren die Offiziere weniger zurückhaltend. Ihm wurde mitgeteilt, er müsse sein Haus wohl räumen, “wenn die Balver Höhle gesprengt” würde.

Die unmittelbar eingeleiteten Recherchen des Amtsdirektors Rips und Stadtbürgermeisters Hertin bestätigten die schlimmsten Befürchtungen. Ihnen wurde eröffnet, dass “eine Beseitigung der Höhle gefordert würde, um für alle Zeiten eine Verwendung des Höhlenraumes für kriegswirtschaftliche Zwecke auszuschalten”. Massivste Einwände fanden keinen Widerhall. Es wurde entgegen gehalten, “warum die Stadt die Errichtung eines Rüstungsbetriebes in der Höhle zugelassen habe”.

Parallel zu den Bemühungen der Stadt formierte sich örtlicher Widerstand: Der “Bund für Heimat- und Kulturpflege” machte mobil: Die 1921 gegründete “Heimwacht Balve”. Die von der Heimwacht einberufene Protestversammlung meldete sich sogar noch vor der Stadtvertretung zu Wort: “Die Bevölkerung von Balve hat mit größter Bestürzung von dem Beschluss der Militärregierung erfahren”, hieß es in der – vermutlich von Theodor Pröpper federführend verfassten – “Resolution der Balver Bevölkerung”, welche die Heimwacht “im Auftrage der Versammelten” an den Ministerpräsidenten des 1946 gegründeten Landes Nordrhein-Westfalen schickte.

Von der sprichwörtlichen Zurückhaltung der Sauerländer war in der Resolution nichts zu spüren: “Angesichts der Bedeutung der Balver Höhle für die wissenschaftliche Welt des In- und Auslandes, wie auch für die verschiedensten kulturellen Äußerungen des Volkslebens, angesichts der besonderen Bedeutung, die das einzigartige Naturdenkmal für das gesamte sauerländische Bergland besitzt, bitten die in einer großen öffentlichen Volksversammlung anwesenden Bewohner von Balve Sie dringend, alles zu tun, um die geplante Zerstörung der Balver Höhle zu verhindern. Zusätzlich verfasste die Heimwacht Balve in Windeseile eine spezielle “Denkschrift”, die in gedruckter Form “die Bedeutung der Balver Höhle aus Anlaß der geplanten Sprengung durch die Militärregierung” erläuterte und einen aufschlussreichen Blick auf die Motive der Protestierenden eröffnet”. Die Denkschrift endete mit dem pathetischen Satz: “Die Weltöffentlichkeit würde es nicht fassen”.

Diese Denkschrift mobilisierte in einer Weise, wie vordem wohl nur die fast 30 Jahre zurückliegende “Schutzaktion zur Rettung des Hönnetals”. Es war eine Blitzaktion, mit gut formulierten Argumenten. “Auch aus heutiger Sicht ist bemerkenswert, wie schnell sich gegen die geplante Sprengung eine Protestbewegung formierte. … Aller materiellen Not zum Trotz waren die Bürger Nordrhein-Westfalens offenbar für Ziele des Natur- und Heimatschutzes zu mobilisieren, jedenfalls dann, wenn es um ganz konkrete Ziele ging”. Der flammende Balver Protest hinterließ einen nachhaltigen Eindruck bei der britischen Besatzungsmacht. Mit Telegramm vom 19.09.1947 wurde die Sprengung der Balver Höhle abgesagt.