Aus dem Gästebuch eines Balver Gasthofs
in den Jahren 1905 bis 1911 (Auszüge).

Das Gästebuch des Gasthof Allhoff aus dieser Zeit belegt, dass Balve bereits damals ein bekannter und beliebter “Luftkurort” war. Die eingeschränkten Verkehrsverbindungen hinderten die “Wandervögel” – oft Vereinsbrüder oder unternehmungslustige Studenten – keineswegs daran, das Balver Land zu erwandern. Auf “Schusters Rappen”, wie es damals hieß.

Ein Jahr nach dem letzten Eintrag im Gästebuch brachte die neu gebaute Hönnetalbahn  (Einweihung 1912) zunehmend Tourismus in das vormals sehr abgeschiedene kurkölnische Hönnetal. Bis dahin gab es nur die Postkutsche als öffentlichen Personennahverkehr. Die Bahn machte das Hönnetal und Balve mit seiner traumhaft schönen Landschaft zu einem Magneten für das östliche Ruhrgebiet.

In den 30er-Jahren “explodierten” die Gästezahlen geradezu.
Balve war als ein vom Ruhrgebiet aus leicht erreichbarer Ausflugsort regelmäßig Ziel organisierter Wochenendausflüge der Nationalsozialisten (siehe hier). Im Hönnetal wurden “autofreie Sonntage” für die Wanderer eingerichtet. An Wochenenden kamen Sonderzüge mit 1-2000 Tagesgästen in das Tal. Am Bahnhof Balve wurden die Gäste regelmäßg von der Balver Blasmusik begrüßt und mit Musik und Spiel in die Stadt geleitet.

Es lebe das Leben! Finis omnis coronat! Et respice finem!
Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang, der bleibt ein Narr sein Leben lang.


Die Sonne sticht und bräunt und lacht. Halb hat sie uns schon umgebracht.
Nur eines stärkt den schwachen Mut: Das Balver Bier war gut.

Es lebe der Wein. Auch Weib und Gesang! Trink einen Boonenkamp!

Es lebe die Liebe der Leichtsinn und der Suff.

Stenographenverein vom Paulinum Münster/W

All Heil! Ihr waldbekränzten Berge!
Du silberheller Hönnefluss!
Grüß euch Gott! Ich kehre wieder.
Schwenk die Mütze hier zum Gruss!


Wir kamen nach Balve, an den Füßen Salbe
den Magen leer, die Beine schwer!
Doch alle Schmerzen sind weg vom Herzen,
seitdem uns hier erquíckt das Bier.

Vor allem das Essen ist nicht zu vergessen,
das Tröpfchen Wein, so klar und rein.


Echte Ritter vom Genieland haben nie Credit begehrt
Schiller, Goethe, Lessing, Wieland zahlten bar, was sie verzehrt.

Schön ist´s im Hönnetal, doch der Regen ist eine Qual
Waren nass bis auf die Knochen. Aber doch noch nicht besoffen.
Endlich hatten wir nass wie Hunde uns bei Allhoffs eingefunden
Wurden freundlich aufgenommen, denken bald ans Wiederkommen.


Glück und Segen auf der Welt. Und hernach das Himmelszelt,
wünsche ich allen, die hier einkehren
und reichlich was verzehren,
denn das Leben ist gar doch nur ein Spiel
und kommt man schnell genug zum Ziel.

Drum rate ich jedem, so zu leben
dass er sich vor seinen Mitmenschen
nicht braucht zu schämen.
Gewidmet von einem stets wiederkehrenden Wanderer.

Nicht rasten nicht rosten,
Frohsinn und Weisheit kosten,
Durst löschen, wenn er brennt.
Die Sorgen verscheuchen mit Scherzen
Wer´s kann, der bleibt im Herzen
Zeitlebens ein Student.

Balve “Restaurant Allhoff” 20. Mai 1907


 

Wir drei aus der Mark
sind kräftig und stark

Wenn gemütlich hier
wir sitzen beim Bier.

Doch die Luft in den Talen
wir gerne bezahlen

Mit vielem Schweiß
auf fröhlicher Reis.


Von Beckum kamen drei: Oh weh!
Vom Laufen taten die Beine weh,

wir wollten hier uns zünftig laben.
In Beckum ist nämlich nichts zu haben.

Drum bedaure ich zum Schluss
Jeden, der nach Beckum muss!

Zur Erinnerung an die Männer(?)
und den Abstieg(?) von Beckum nach Balve.


Vier Wanderer von Essen,
haben hier gut geschlafen und gegessen
Dann zogen sie mit vergnügtem Sinn
direktenwegs nach Hüsten hin.

Wir sitzen hier friedlich,
es ist hier ganz niedlich.

Und so nebenher
lieben wir die Mädel sehr.

Ob rund oder schmahl das ist uns egal.
Ob jung oder alt das lässt uns kalt.

Wir lieben sie alle. Buff! (Kraftausdruck! Mit 10 PS hervorzubringen)

Unser Leben ist Liebe und Suff.
Obersekundaner gymnasii…


In die Berge musst du reisen
Willst du Freiheit sehn.
Aber oft bei teuren Preisen
Ist nicht alles schön.


Oh Nacht, nun nimm dein Kind zurück.
Ich habe genossen das irdische Glück.
Ich habe gelebt und geliebet.

Radtour von Menden nach Balve.


Wir sind hier so gut aufgenommen!
Und denken gern ans Wiederkommen.
Bei Allhoffs, da ist´s so schön
Auf frohes baldiges Wiedersehen.


Als wir von Hemer kamen
fingen wir fast an zu lahmen.
Kehrten hier sehr müde ein
und logierten hier recht fein!

Wir werden stets Balve gedenken
Bei Wiederkehr unsere Schritte hierher lenken.


Club Edelweiß zog mit Sang und Klang, hinaus ins Hönnethal entlang.
Die Hönne ist ein schöner Fluss, wir zogen nach Balve, es war ein Genuss.

2. Die Balver Höhle ist fabelhaft schön, wir zogen herein um sie zu besehn,
ein schönes Lied wurde gesungen, das hat in der Höhle sehr schön geklungen.

3. In der ersten Schenke wurde Halt gemacht. Das Bier, es hatte furchtbar Kraft.
Wir zogen hinein in unser Quartier, um zu essen und trinken Iserlohner Bier.


Faste nie, raste nie,
sonst haste die Neurasthenie


Auf den Bergen ist Freiheit,
der Hauch der Grüfte
steigt nicht in die reineren Lüfte;

Die Welt ist vollkommen überall
Wo der Mensch nicht hinkommt mit seiner Qual.

Neide dem, der höher steht
nicht sein Glück und sei zufrieden
Ein jeder Mensch trägt sein Paket.
Nur die Packung ist verschieden.


Wo ich gehe, sitz und bin
denk ich dein mit frohem Sinn.

Wir zogen aus so fröhlich,
Im schönen Sonnenschein.
Und kehrten voller Freude
In diese Halle ein.
Wo uns ein guter Tropfen
Erfrischte uns von unserer Pein
Denn alle waren durstig.
Er wurde dann gestillt
beim rechten Glase Bier.


Weil es regnet, kehrten wir hier ein.
Dessenungeachtet
wollen wir lustig sein.


Eck genk von Schwerte no Balve
Und as mi en Stück vom Kalwe
Drunk mi dobei ne Halwe,

Schmär mi de Feite mit Salwe
Und genk wir weg van Balve.
Pfiffax Robinson
Einsiedler der Reckenhöhle


Was nutzt der hellste Sonneschein
wenn Wolken ihn betrüben.
So denket manches Mägdelein
Auch ich denk so vom Lieben.


Zu zweien bracht uns der Krieg hierher
fanden Gastfreundschaft beim Cartellbruder
Er gab uns freundlich die Bruderhand
Wir tranken auf den Cartellverband.


Auf einer herrlichen Sauerlandtour
kehrten Fritz und Karl Richter
hier im gastlichen Hause ein.
Schluss am Bosborus.


Andere Leute sind scheußlich.
Die einzige mögliche Gesellschaft
ist man selbst.

… lächerlich, …Blödsinn, …großer Quatsch.
Der Schreiber dieser Lebensregel
hat einen Fimmel.

Ich schließe mich den obigen Zeilen an.
die Sauerländer sind einfach scheußlich.
…hier sind alle nicht recht bei Troste.


Jungs, holt fast, Up ewig ungedeelt,
Et leev dat schöne Hönnethal.

R. Fedder ut Kiel


Wie schuf doch Gott die Welt so schön
O Wanderer bet ihn an.

Sollt dir´s auch noch so schlecht ergehn
Bet! Er hilft dir dann.

Wir beten: Um Gottes willen keine Sonne mehr.
Das macht das Leben gar zu schwer.

Sonst alles süsse Sache.


Der St. Josephs-Verein Hemer
machte am Himmelsfahrtstage 1910
einen Ausflug nach dem schönen
romantischen Balve und kehrte ein
in dieses gastliche Haus.


Balve den 3/4 Oktober 1909

Hoch droben vom Walde froh und munter
Schritten zwei Wanderer zum Tal herunter,
Sie hatten durchquert das Sauerland
Wurden mit Land und Leuten bekannt.

Von der Heimatstadt Hagen wir gingen vor,
stiegen über Nordhelle, Attendorn zum Astenberg empor.
Hier wurde gewandert, und gar bald
wurde durchschritten und weiter der Teutoburgerwald.

“Herrmann” wurde gegrüßt, dann in froher Weise
In Detmold angetreten die Heimreise.
Über Paderborn, Büren, Rüthen gings
Nach Kallenhardt, Warstein und in Arnsberg halblinks.

Im Sonnenschein(?) bald Balve winkte.
Hurtig voran, keiner hinkte.
Herein in Allhoffs gastliches Haus,
wo bald wir schauten zum Fenster hinaus.

Ein herziges liebes Mägdelein
Herrichtete den Tisch, bei freundlichen Worten
gar herrlich und fein.

Ihrer wir noch oft gedenken
Wohin wir auch unsere Schritte lenken.
Im Bette, da schlief es sich nette,
Auch das Frühstück war gut und fette

Dieses dem Hause Allhoff als Dank und Abschiedswort
Auf Wiedersehen an diesem Orte

Ludwig Hinte und Ernst Rademacher.


Es waren fünf muntere Gesellen
die hatten keine Not.

Sie zogen fort nach Balve,
und aßen Zucker und Brot.

Sie wollten auch mal reimen
und fanden keinen Stoff.

und wenn Sie nichts dagegen haben,
sie waren aus Werdohl.


Ich komme weither
zu besichtigen das Felsenmeer.
Doch das romantische Hönnetal ging vor,
und das Felsenmeer konnte mich blasen auf´s Ohr
Auf baldiges Wiedersehen.


Ein vernünftiges Gedicht weiß ich nicht.
Drum schweig ich still und sage nichts.


Prof. Dr. Sasse
und 28 Schüler des königlichen Gymnasiums
zu Bochum. 9. Juli anno 1912.


Ich sah dich und ich liebte dich.
Warum ich weiß es kaum.

Seit jener Stunde geh ich nur
als wie im Traum.

Rastlos wie der Athemzug,
heiß und inniglich

Schneller wie des Vogels Flug
möcht ich küssen dich.

Eine Verliebte

 

…wenden Sie sich bitte an den Hohenlimburger auf
der letzten Seite, dieser versteht es.


Freund hast du gehört vom Hönnetal?
Dem schönsten Tale im Lande.

Kannst du ermessen die große Zahl
die geknüpft hier die innigen Bande?

In diesem Tale wo die Freundschaft thront,
wo die Misten duften und die Treue thront

kneipen heute bei Wurf und Lieder
zehn durstige Iserlohner Kegelbrüder.

Rosen und Nelken beide verwelken.
Es wachse und blühe der F.A.C. Gut Holz!


In deinen Augen habe ich´s gesehen
was mir dein Mund verborgen hat.


Schon manchen Ort durft ich bewundern.
Doch werd ich niemals diesen Tag vergessen
wo ich im lieben Balve
zu Mittag hab gegessen.

H´limburg
Graf Carl Becker
Alexander Linnepe
Fritz Lindemann

Balve Pfingsten 1911