Das Hönnetal ist nicht nur für seine Höhlen bekannt, auch seine Felsen sind einzigartig. Dabei befinden sich die Felsen fast ausschließlich im mittleren Teil des Hönnetals, zwischen Balve und Menden. Auf die ersten Kalksteinfelsen trifft man auf Höhe von Garbeck. Bei Frühlinghausen blitzt der Kalkstein zum ersten Mal hervor und lässt erahnen, was noch kommen könnte.

Beeindruckend sind die Felsen rund um den Höhleneingang der Balver Höhle. Gegenüber der Höhle befanden sich vor dem Bau der Eisenbahn weitere Felsen, die der Eisenbahn weichen mussten. Dabei wurde auch eine erstaunlich große Höhle, die Kepplerhöhle, abgebaut.

Je weiter man das Hönnetal hinunter gelangt, desto beeindruckender werden die Felsen rechts und links des Weges. Zwischen Sanssouci und Volkringhausen erheben sich die ersten Felsen über 10m in die Höhe. Versteckt hinter einem Fangzaun und Bäumen befindet sich der Volkringhauser Felsen mit der Feldhofer Kapelle. Dahinter öffnet sich ein Talkessel mit Felsen ringsherum. In diesem malerischen Teil des Tals liegt Volkringhausen.

Hinter Volkringhausen folgen der Hirschenstein und die Felsen der Karhofhöhlen. Wenige Meter weiter talabwärts die Felsen der Burschenhöhlen. Die Felsen um die Karhof- und Burschenhöhlen sind um die 20m hoch und beeindruckend steil. Doch das ist noch nicht alles.

Es folgen die Felsen des Reckenbergs, in denen sich die Reckenhöhle verbirgt. Von nun an nimmt die Höhe der Felsen rapide zu. Es folgen die ehemaligen Kletterfelsen Bärenwand, Waldstein, Gnom und Haustadt-Felsen.

Auf der anderen Talseite lassen die Baumwipfel immer wieder steile Felsklippen erahnen. Die Binoler Klippen erheben sich gut 60m hoch über den Talgrund. An ihrem Fuß verschwinden die Bahngleise in den Binoler Tunnel. Unmittelbar nach dem nördlichen Ausgang des Tunnels befindet man sich in einer verworfenen Felslandschaft. Dies sind die Felsen, in denen sich Feldhof-, Tunnel- und Friedrichshöhle befinden.

Die östliche Talseite hat hier aber die spektakulärsten und bekanntesten Felsen. Hier ragen die Sieben Jungfrauen in den Himmel, gefolgt vom Basteifelsen. Neben dem Basteifelsen gab es bis ins 19. Jahrhundert eine freistehende Felsnadel, die auf alten Stichen noch zu sehen ist. Diese wurde beim Bau der Straße abgetragen und ist für immer verloren.

Etwas weiter nördlich auf der westlichen Talseite liegt der Klusenstein mit der Burg Klusenstein. Dieser Felsen, mit der Burghöhlen, war für die Menschen im Tal und Besucher schon immer ein mystischer Ort. Zahlreiche Mythen und Sagen ranken sich um diesen Felsen. Darunter eine ganz besondere Sage, die auch die Sieben Jungfrauen mit einbezieht.

Vorzeiten lebte auf der Burg Klusenstein ein junger, edler Ritter namens Ullrich, der sich sowohl durch seine Bärenstärke als durch seine Rechtschaffenheit und gute Gestalt auszeichnete, sodaß alle Talbewohner ihn gern hatten. Die jungen Edelfrauen der Gegend warfen ihm sehnsüchtige Blicke zu. Besonders bemühten sich die sieben Töchter eines Ritters an der Hönne um die Gunst des Klusensteiners, den sie mit Blicken und schönen Worten umschmeichelten. Dieser aber blieb seiner Braut, dem Edelfräulein Bertha von Rodenberg zu Menden treu.

Malerei von Klusenstein
Auf diesem alten Bild zu sehen ist links der Klusenstien mit der Burg. Rechts am Bildrand taucht die noch stehende Felsnadel auf neben den Sieben Jungfrauen, die dem Straßenbau zum Opfer gefallen ist.

Da holten sich die sieben Schwestern bei einer alten Bergköhlersfrau Rat, die mehr als andere Leute die geheimen Künste verstand. Diese struppige Alte riet, die liebeshungrigen Mädchen sollten des öfteren in der Quelle am Klusenstein ein frisches Bad nehmen und ihre Augen mit Tollkirschensaft einreiben; dann würden sie viel hübscher werden als die Braut Bertha von Rodenberg. Aber alle Bemühungen und alles Augenaufschlagen und Feintun blieb erfolglos. Da boten die Schwestern der alten Hexe viel Gold, Silber und Kostbarkeiten, wenn sie ein wirksames Mittel heraus gäbe. Die Ungeduldigen erhielten nun aus einem Steintopf ein graues Mehlpulver, wobei die Köhlerin geheimnisvoll sagte: “Ihr sieben Mädchen seid dem stolzen Ritter zu klein von Gestalt und zu minn. Esst jeden Tag eine Messerspitze voll von diesem Wunderpulver; dann werdet ihr groß und vollbrüstig und dem Klusensteiner gefallen. Aber nehmt in Dreiteufelsnamen nicht mehr, als ich gesagt habe. Sonst gibt es ein Unglück und ist euer Schaden!”

Die ersten Tage blieb es genau bei der Messerspitze voll; dann aber wollte die eine die andere übertrumpfen und verschluckte bald einen Löffel voll oder noch mehr. Als nun die erwartungsvollen Mädchen sich eines Tages in dem Wasser der vorbeifließenden Hönne spiegelten, fingen sie an zu wachsen und in die Länge und Breite zu gehen, schlimmer als Puffertskuchen oder Hefeteig im Backofen. Von Tag zu Tag nahmen sie an Gewicht und Größe zu, bis sie zuletzt als Kalkfelsen rundum alles überragten, und ohne Leben stur und starr am Wasser standen.

So müssen nun die sieben törichten Juffern als harte Felsen an der Straße stehen, bis ans Ende der Welt, eine Warnung für alle Mädchen, die auf unechte und unrechte Weise einen Mann für sich ergattern wollen.

Im weiteren Verlauf des Tals trifft man auf die Hoerster Leien und den Uhufelsen. Sie ragen so hoch auf und engen das Tal so sehr ein, dass hier teilweise nie ein Sonnenstrahl den Talgrund erreicht. Gleichzeitig bilden sie den Aufgang des Hönnetals. Von hier an geht die Landschaft in ein sanfteres Gelände über, das Relief wird flacher und die Sicht weiter.