Aus alter Zeit findet sich im Hönnetal eine große Zahl “entbehrliche Wege”, also ungenutzte alte Feld- und Waldwege. Sie stammen aus Zeiten, als ganz andere Bewirtschaftungsformen der Normalzustand, und die Grundstücksverhältnisse kleinteiliger waren. Im Rahmen des laufenden Projekts Wirtschaftswegekonzept.de werden die Wirtschaftswege in Balve derzeit von der Planungsgesellschaft Ge-Komm – Gesellschaft für kommunale Infrastruktur ermittelt und klassifiziert. Der Abschlussbericht ist für Ende Oktober 2019 angekündigt.

Die Klassifizierung der Wirtschaftswege dient dem Ziel, das Wegenetz neu zu strukturieren. Die violett markierten Wege der “Kategorie H” sind die sogenannten entbehrlichen Wege. Um diese geht es uns, denn sie sind die ökologisch besonders wertvollen Wege – eben Traumpfade. Darunter auch der wunderbare alte “Heerweg“, der jahrtausendalte Verbindungsweg zwischen dem Hellweg bei Soest und Köln. Er führt mitten durch Balve.

Der Naturhistorische Verein sieht im Wirtschaftswegeprojekt eine große Chance für den ökologischen Umbau im Hönnetal. Vor dem Hintergrund des Klimanotstands und Artenschwunds ist dieser mehr denn je geboten. Wir werden das Projekt aufmerksam verfolgen, mit dem Schwerpunkt auf den Kategorie-H-Wegen (violett).  Aus unserer Sicht sollte der ökologische Nutzen dieser alten Feld- und Waldwege oberste Priorität haben. Für den Artenschutz und die Artenvielfalt sind sie keineswegs entbehrlich, im Gegenteil. In jedem Fall sind konkrete Einzelfallprüfungen notwendig.

Fotodokumentation: Beispiele für “Traumpfade” auf Balver Stadtgebiet

Traumpfade in Langenholthausen

Uferstraße => Fortsetzung Richtung Borketal

Wir planen deshalb Begehungen im Balver Raum, sowie Beschreibungen und Fotodokumentationen der vielfach vergessenen und unbekannten “Traumpfade”. Wir wollen sie der Öffentlichkeit zugänglich machen. Es handelt sich immerhin um 15-20 % des gesamten Wirtschaftswegenetzes in Balve, ein bedeutender Faktor für die Ökologie des Hönnetals. In der Folge wollen wir Vorschläge zur ökologischen Aufwertung dieser Wege machen, je nach Lage durch Anpflanzung von Hecken und Bäumen, Verzicht auf Pflegemaßnahmen, Abmagerung usw.

Auch historische Zusammenhänge sollten berücksichtigt werden. So eben der “Heerweg” von Soest nach Köln, ein alter Hohlweg, über den Jahrtausende lang Menschen mit Ochsenkarren und Gespannen das Sauerland passiert haben. Von der Balver Hauptstraße aus führt er leicht geschwungen über Küntrop nach Werdohl, teilweise auf der Trasse des “Bergbauwanderwegs”. Dieser alte Weg wurde beim Bau der K11 (“Bauernautobahn”) zwar zerschnitten, seinem Charme war dies aber nicht abträglich.

Zwischen der K11 und Benkamp ist ein Teilstück violett markiert, also als “entbehrlich” gekennzeichnet (Ziffer 3860 im Wirtschaftswegekonzept). Dieses Stück des historischen Wegs muss aus unserer Sicht wieder geöffnet und zugänglich gemacht werden. Hier wird der uralte Hohlweg wirklich anschaulich.

Traumpfade zwischen Balve, Langenholthausen und Garbeck

K11 -> durch die Ewigkeit nach Balve Süd (…und zurück)

K11 -> Richtung Neuenrade

Einer Privatisierung und damit verbundenen “Flurbereinigung” mit dem Ziel einer effizienteren Flächenbewirtschaftung stellen wir uns entgegen. Die kleinteiligen Strukturen, Hecken, aufgelassenen Schotterwege und Wegenetze sind äußerst wertvoll und erhaltungswürdig, um die Artenvielfalt im Hönnetal zu fördern. Soweit die Flächen in öffentlicher Hand sind, sollte dies auch so bleiben. Der Klimanotstand ist ein öffentliches Anliegen, das uns alle betrifft.

Die beteiligten Landwirte sollten bei der Beantragung der zur Verfügung stehenden Fördermittel (sog. Greeningprämien) für Randstreifen, Ackerschutzstreifen und Stilllegungsflächen aktiv unterstützt und zu einer naturnahen Bewirtschaftung ihrer Felder und Wälder motiviert werden. Die Politik ist hier maßgeblich gefordert.

Der Naturhistorische Verein Hönnetal e.V. plant, nach Vorlage des Abschlussberichts der Ge-Komm die Kategorie-H-Wege zu sichten. Wir wollen die praktische Umsetzung begleiten und Empfehlungen für den ökologischen Umbau geben. Angesichts der Fülle der Kategorie-H-Wege auf Balver Stadtgebiet dürfte die Sichtung und Dokumentation längere Zeit in Anspruch nehmen. Eine breite öffentliche Diskussion der ökologischen Verbesserungen ist aus Sicht des Vereins sinnvoll. Dazu laden wir alle ein, denen ihre Heimat genauso am Herzen liegt wie uns. Ansprechpartner: a.loebel @nhv-hoennetal.de

 

Traumpfade in Garbeck

Zwischen Garbeck und Höveringhausen; Gewerbegebiet Braukesiepen