Das Hönnetal ist das höhlenreichste Tals Deutschlands. Über 110 Höhlen zählt das Kataster derzeit für das Tal. Dies lieg vor allem am Wasserreichtum, der die Region auszeichnet. Von jedem Berg fließt ein Bächlein herunter und ist in der Lage eine Höhle zu formen. Natürlich kann es Höhlen nur dort geben, wo entsprechendes Gestein ansteht. Im Hönnetal ist es der devonische Massenkalk, der vor etwa 360 Millionen Jahren entstanden ist. Mehr zur Entstehung des Hönnetals ist zu finden unter Geologie.
Seit vielen Millionen Jahren schon kann das Wasser in den Kalkstein des Hönnetals eindringen und Höhlen auswaschen. Dies kann es hier besonders effektiv, da es sich bei der Kalksenke des Hönnetals um ein sogenanntes Karst-Barré handelt. Das ist vereinfacht gesagt ein abgesenkter Bereich aus Kalk, zu dem es mehrere Zuflüsse gibt, aber nur einen Abfluss, bedingt durch wasserundurchlässiges Gestein um die Senke herum. Genau so etwas liegt hier im Hönnetal vor. Das Tal ist umgeben von höheren Bergen. Im Westen streicht der Remscheid-Altenaer-Sattel aus mit Bergen von über 500m Höhe. Die Ostseite des Tals ist durch die natürliche Neigung des Kalkkörpers in Richtung des Hönnetals geneigt. Deshalb fließt sämtliches Wasser der Hönne zu.
Trifft das Wasser auf den Kalkstein, beginnt es den Stein zu lösen. Dies geschieht durch die im Wasser befindliche Kohlensäure. Die Kohlensäure nimmt das Wasser auf, indem es sich zersetzendes organisches Material durchströmt und dabei CO2 aufnimmt. Das CO2 wandelt sich im Wasser dann zur Kohlensäure um. Diese leichte Säure ist schon in der Lage den Kalkstein zu lösen. Es sucht sich dazu seinen Weg durch zunächst winzige Risse und Spalten nach unten und erweitert diese auf seinem Weg. Sobald die entstehenden Hohlräume groß genug sind, dass Wasser kontinuierlich hindurchströmen kann, wächst die Höhle immer schneller.
In der Vergangenheit, vor mehreren hunderttausend Jahren, floss auch noch wesentlich mehr Wasser durch das Hönnetal. Dementsprechend konnten auch größere Höhlen ausgewaschen werden, wie z.B. die Feldhofhöhle.
Auch heute bilden sich neue Höhlen tief unter unseren Füßen. Diesen Prozess kann man sogar live beobachten. Sobald die Bäche von den umliegenden Bergen auf dem Kalk des Hönnetals treffen, verschwinden sie im Untergrund und fließen von nun an unterirdisch und bilden dabei Höhlen aus. Selbst die Hönne verschwindet an gut 100 Tagen im Jahr vollständig. Auf Höhe des Bahnhofs Binolen befinden sich große Schlucklöcher im Bachbett, sogenannte Bachschwinden. Dort verschwindet das Wasser vollständig im Untergrund, um 1,5 km weiter an der Feldhofquelle wieder ans Tageslicht zu treten.
Neben der Feldhofquelle gibt es weitere große Karstquellen im Hönnetal:
Freiligrathquelle | 500l/s |
Feldhofquelle | 400l/s |
Burgquelle | 180l/s |
Klusenspring | ca. 50l/s |
Uhuquelle | 20l/s |
Die größten und bekanntesten Höhlen des Hönnetals sind die Balver Höhle, Feldhofhöhle, Reckenhöhle, Burghöhle, Friedrichshöhle, Karhofhöhle und Leichenhöhle. Sicher gibt es noch einige unentdeckte Höhlen oder Höhlenteile. Doch niemand weiß, welche Überraschungen die Natur noch für uns parat hat.
Ein großer Teil der Hönnetalhöhlen liegt im Naturschutzgebiet und darf nicht betreten werden. Dies dient in erster Linie dem Schutz der Höhlen und der darin lebenden Höhlentiere, Speleothemen und eventuell vorhandener prähistorischer Frunde. Höhlen sind besonders empfindliche Bio- und Geotope, Klimaarchive und prähistorische Fundstätten. Schon kleine Störungen können irreversible Schäden verursachen. Gleichzeitig bieten Höhlen einmalige Einblicke in die Vergangenheit: Die des Menschen, des Klimas, der Landschaftsentstehung und der Entwicklung von Flora und Fauna.
Wir müssen die Höhlen erforschen und gleichzeitig schützen, denn aus ihnen können wir aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen!