Meta Minardi mit Cocon

Höhlen sind nicht nur für den Menschen spannend und sind es wert sie in allen Bereichen zu erforschen. Auch für Tiere und andere Lebewesen stellen Höhlen einen bedeutenden Lebensraum dar. Zunächst wird unterschieden, inwieweit Tiere als Höhlentiere gelten. Es wird unterteilt in:

  • eutroglobionte – Echte Höhlentiere. Diese Tiere haben sich an ein Leben in völliger Dunkelheit angepasst. Außerhalb der Höhle könnten sie nicht mehr überleben. Die bei uns bekanntesten Vertreter dieser Spezialisten sind die Höhlenflohkrebse (Niphargen).

  • eutroglophilen – Höhlenliebende. Tiere dieser Art leben zwar auch außerhalb von Höhlen, dort aber auch meist im Verborgenen unter Steinen, unter der Baumrinde oder in Erdboden. Diese Tierarten können in Höhlen zurechtkommen, Nahrung finden und sich sogar fortpflanzen. Ein Beispiel aus dieser Art sind Spinnen.

  • subtroglophile – Höhlengäste. Sie suchen Höhlen zu bestimmten Jahreszeiten gezielt auf, um Unterschlupf zu finden. Die Orientierung in der Höhle stellt für sie kein Problem dar. Zur Nahrungssuche und -aufnahme müssen sie aber in der Regel die Höhle verlassen. Typische Vertreter dieser Art sind Fledermäuse oder Schmetterlinge. Manche Insektenarten nutzen Höhlen auch zur Paarung.

  • eutrogloxene – Zufallsgäste in Höhlen. Diese Tiere fallen z.B. in einen Schacht oder werden durch Hochwasser in eine Höhle gespült. Sie können in diesem Lebensraum jedoch nicht länger überleben.

Echte Höhlentiere (eutroglobionte) haben sich an ihren Lebensraum vollständig angepasst. In ewiger Dunkelheit brauchen sie keine Augen. Dafür sind ihr Geruchs- und Tatsinn besonders ausgeprägt. Oft zeichnen sie sich durch verlängerte Extremitäten aus, eben um besser tasten zu können. Bei einigen Arten sind sogar zusätzliche Tastborsten ausgebildet. Aufgrund des fehlenden Sonnenlichts haben die Tiere auch keinerlei Pigmente mehr. Dadurch erscheinen sich meist weiß bis farblos und durchsichtig.

Neben den äußeren Anpassungen, haben sich die Höhlentiere auch innerlich angepasst. Bedingt durch die permanente Nahrungsknappheit haben sie ihren Stoffwechsel heruntergefahren, um mit wenig Nahrung möglichst lange aus zukommen. Zusätzlich haben sie ihre Körpergröße meistens auf das Nötigste reduziert, um den Nahrungsbedarf gering zu halten. Um möglichst wenig Energie zu verbrauchen, haben sie ihre Bewegungen entschleunigt. Teilweise bewegen sich diese Höhlentiere nur noch in Zeitlupe.

Ein ganz besonderes Höhlentier kommt im slowenischen Karst vor: dort ist die Heimat des Grottenolms. Dieser Schwanzlurch hat sich so gut an seinen Lebensraum angepasst, dass er mitunter drei Jahre ohne Nahrung auskommen kann. Sein Stoffwechsel ist so stark reduziert, dass er (nach neuesten Untersuchungen) wohl bis zu 200 Jahre alt werden kann.

Eine zentrale Frage der Biospeleologie ist es, zu klären warum manche Lebewesen von der Erdoberfläche ihren Lebensraum unter die Erde in einen so extremen Lebensraum verlegt haben. Sicherlich spielt der fehlende Konkurrenzdruck eine gewichtige Rolle und auch die Tatsache, dass die Bedingungen zwar extrem sind, aber sehr konstant. Eben durch diese Konstanz (Temperaturen in den Hönnetal-Höhlen liegt bei 7-9°C) ist eine ganzjährige Fortpflanzung möglich, ein erheblicher Vorteil gegenüber Arten an der Erdoberfläche.

Schon kleinste Veränderungen dieses Lebensraums können für diese winzigen Lebewesen große Probleme bedeuten. Deshalb ist es JETZT um so wichtiger zu erforschen, unter welchen Bedingungen die Tiere jetzt leben, was sie benötigen und was auf keinen Fall passieren darf. Denn der Klimawandel macht auch vor unseren Höhlen nicht Halt. Wir sollten diese nicht wiederkehrende Chance nutzen und so bald wie möglich eine fundierte Wissensgrundlage schaffen.

Außerdem ist der Schutz der Höhlen und Aufklärungsarbeit an der Öffentlichkeit unabdingbar. Höhlen sind schnell vergessen, sieht man sie doch nur selten. Unter der Erdoberfläche spielt sich aber mehr ab, als wir Menschen uns bislang vorgestellt haben. Erst kürzlich wurden selbst in 3.000m Tiefe in Südafrika Bakterien entdeckt, die im Gestein leben und sich dort von Mineralen und mineralischen Lösungen ernähren. In den USA, genauer in New Mexiko, haben Bakterien eines der größten – und vermutlich das schönste – Höhlensystem der Welt geschaffen, die Lechuguilla Höhle. Diese 205km lange und fast 500m tiefe Höhle wurde geschaffen durch den Hunger der Bakterien. Diese beziehen ihre Energie zum Leben aus schwefelhaltigen Lösungen aus dem Untergrund. Während sie die anderen Minerale verwerten, erzeugen sie mit den schwefligen Resten eine leichte Schwefelsäure. Die ist es dann, die den Kalkstein zerfrisst und Gips hinterlässt.

Auch in unseren heimischen Höhlen gibt es mikroskopisches Leben, jedoch in anderer Form als in der Lechuguilla Höhle. Wissenschaftler vermuten schon seit längerem, dass an der Bildung von Speleothemen (z.B. Tropfsteinen und anderem carbonatischem Inventar) Bakterien in nicht unerheblichem Maß beteiligt sein könnten. Bisher fehlt hierzu noch der Nachweis, kostet eine Untersuchung doch viel Zeit und Geld.

Ein besonderes Augenmerk legt die Biospeleologie derzeit auf Grundwassertierchen. Normalerweise kommen Biologen so gut wie nie an Grundwassertiere heran, meist sind es Zufallsfunde an Quellen. Höhlen bieten aber die einmalige Gelegenheit bis zur Grundwassergrenze vorzudringen und die im Grundwasser lebenden Tiere zu studieren. Dabei konnte in den vergangenen Jahren durch Biospeleologen in fast ganz Deutschland nachgewiesen werden, dass das Grundwasser deutlich belebter ist, als bisher angenommen. Eines der bekannteren Lebewesen des Grundwassers ist der Höhlenflohkrebs (Niphargus).

Ebenfalls den Biospeleologen des Verbands der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V. (kurz VdHK) ist es 2017/18 gelungen, Höhlen als Biotope in der Bundesnaturschutzgesetzt aufnehmen zu lassen. Die Änderungen wurden im Bundesgesetzblatt (BGBl. I S. 3434) veröffentlicht und traten am 1. April 2018 in Kraft. Ein großer Erfolg für die organisierte Höhlenforschung und die Biospeleologie.

Die Forderungen des VdHK gehen aber noch weiter. Zitat von hoehlentier.de:

“Der Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V. mit seinen 7 Landesverbänden, 88 Vereinen, etwa 500 Einzelmitgliedern sowie 33 angeschlossenen Schauhöhlen und Institutionen sieht aber nach wie vor dringenden Handlungsbedarf beim Schutz der Biodiversität in subterranen Ökosystemen. Schon unbedachtes Betreten kann die mikrobiologische Situation in der Höhle verändern. Es ist unerlässlich, dass die bekannten und neu entdeckten Höhlensysteme von Speläologen unter anderem auch auf ihre biologische Vielfalt hin untersucht werden. Nur so können standortbezogene Strategien zum Erhalt endemischer und besonders bedrohter Arten entwickelt werden. Den Schutz solcher Biotope alleine am Vorkommen von Fledermäusen festzumachen, weil diese Höhlen als Winterquartier nutzen und nach der Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (FFH-Richtlinie) besonders geschützt sind, widerspricht den Zielen der Biodiversitäts-Konvention.”

Bislang sind in Deutschland über 3.000 Tier- und Pflanzenarten in Höhlen und im Grundwasser nachgewiesen worden. Jedes Jahr kommen weitere, bisher unbekannte Arten hinzu. Die Erforschung des subterranen Lebensraums steht noch an ihrem Anfang. Wir haben jetzt die Gelegenheit unsere heimischen Höhlen zu erforschen und das Bio-Inventar systematisch aufzunehmen und auszuwerten. Das alles wird von Höhlenforschern ehrenamtlich unternommen. Unterstützung erhalten sie aber von renommierten Experten zur Bestimmung einzelner Tiere.

Weitere Informationen zur Arbeit der Biospeleologen finden sie bei https://hoehlentier.de/