Wieland der Schmied

Mit der Balver Höhle ist die Sage von Wieland dem Schmied eng verbunden. In seinem weit verbreiteten Buch “Die Nibelungen zogen nordwärts” stellte der deutsche Privatgelehrte Heinz Ritter-Schaumburg um 1980 die These auf, die in skandinavischen Sprachen überlieferte, heidnisch geprägte Chronik Thidrekssaga sei eine sehr späte Übersetzung alter deutscher Lieder, die Ereignisse des 6. Jahrhunderts n. Chr. – zur Zeit der Völkerwanderung – schilderten. Den Zug der Nibelungen und viele andere Ereignisse dieser Chronik verortete er demnach in Niederdeutschland. Neben Städten wie Soest (“Susa”) und Bonn (“Bern”) verband Ritter-Schaumburg die Namen vieler niederdeutscher Orte mit der Thidrekssaga. Darunter auch “Ballofa” (bzw. “Kallava”): Diesen Ort hält er für die Stadt Balve, in welcher Wieland der Schmied nach der Thidrekssaga das Schmieden erlernt habe.

Um seine These zu belegen, reiste Ritter-Schaumburg im Sommer 1959 “mit dem Volkswagen-Käfer” nach Balve und kam hier nach einem Austausch mit dem Balver Heimatforscher Josef Pütter  zu vermeintlich zwingenden Schlussfolgerungen: Die Erzählung von Wieland dem Schmied könne nur in Balve gespielt haben, genau genommen in der Balver Höhle. Hier habe er von den zwei Zwergen das Schmiedehandwerk erlernt. Ritter sah alle drei Annahmen (Höhle, Name, Metallverarbeitung) in Balve bestätigt und sah darin den schlagenden Beweis, dass die Thidrekssaga “nicht Märchen, sondern Wirklichkeit früherer Zeit” berichtete.

Ob bei diesem Austausch auch darüber gesprochen wurde, dass die Balver Höhle bis zum 19ten Jahrhundert noch bis zur Decke mit Lößboden angefüllt war, und somit als Schmiedewerkstatt eher ungeeignet, wird nicht überliefert. Die Thesen Ritter-Schaumburgs werden unter Fachgermanisten heute sehr kritisch betrachtet und gelten als hinfällig.

Die Stadt Balve hat durch das Buch Ritters und die Verbindung von Wieland dem Schmied und den Zwergen mit der Balver Höhle allerdings große Bekanntheit in Fachkreisen und darüber hinaus erfahren.

Sagen und Märchen

Mit dem Hönnetal und dem Balver Land verbinden sich viele Sagen und Märchen.

Wolfgang Hänisch hält in seiner Reihe “Sauerländer Grusel-Sagen” das Sauerland für “eine der sagenreichsten Gegenden Europas”. Bereits im ersten Band “Jungfern, Hexen und Dämonen” hat Hänisch eine Reise durch das wildromantische Hönnetal unternommen.

“Wenn auch die Schluchtenlandschaft des mittleren Tales darüber hinwegtäuscht: größtenteils war es eine lichte, sonnenbeschienene Tallandschaft, von offenen Feldern und Wiesen umgeben. Auch die Sagen wurden oft von dieser Landschaft geprägt und hatten zum Teil Anbindung an die überregionale deutsche Geschichte, so wie die Sagen des Klusensteins und Rodenberges. Nun betreten wir anderes Terrain!”

Im Band 2 berichtet er über Sagen im Raum Iserlohn – Hemer – Balve, mit dem Untertitel “Nebelwälder, Geisterbrachen, Düsternsiepen”. Hier lädt er ein zu einer Reise ins Land der Riesen und Zwerge, der Hexen und Dämonen, einer Expedition zu Werwölfen und Geisterhunden, Untoten und Wiedergängern” (Seite 10, 11).

“Was wird uns auf unserer Reise begegnen? Welche Sagengestalten werden sich aus dem Nebel der Jahrhunderte erheben und zu uns gesellen? Seien Sie vorgewarnt! Die Sagen des Sauerlandes haben wenig mit den romantischen, märchenhaft verklärten Sagen von Rhein und Mosel gemein, die fleißige Romanschreiber für die interessierten Reisenden des 18. und 19. Jahrhunderts aufzeichneten, touristengerecht umarbeiteten oder gar einfach erfanden. Die meisten Sagen des Sauerlandes  haben ihre Ursprünglichkeit und Direktheit bewahrt. Nur wenige von ihnen wurden romantisierend umgeschrieben, gar erfunden. Fast alle dieser Geschichten wurden wirklich erlebt! Selbstverständlich rein subjektiv, doch liegt ihnen ein tatsächliches Geschehen zu Grunde und das macht sie so nah, so wieder erlebbar.

Natürlich werden wir auf unserer Reise auch dem fleißigen Landmann, edlen Rittern und dem wunderschönen und natürlich verzweifelten Burg Fräulein begegnen. Auch lustigen Mönchen, den Riesen und Zwergen. Aber bei dem Begriff Zwerg ist schon Vorsicht angebracht: hierzulande gibt es nicht nur die freundlichen Helfer der Menschen. Die Zwerge des Gebirges können auch bösartig und verschlagen sein, haben ungern Kontakt mit Menschen.

Sind solche verschlagenen Zeitgenossen der Unterwelt noch relativ selten anzutreffen, so gilt das für noch bösartigere Geschöpfe der heimischen Sagenwelt beileibe nicht: in einigen Höfen gehen tot, Dämonen haben Höhlen zu ihrem Reich erkoren, Hexen huschen über den Nachthimmel, Teuflische schleichen als Verführer umher und die tiefen Wälder sind voll schwarzer Schatten. Dort hört man schauerliches Heulen: menschenfressende Wölfe, der Werwolf oder gar der Totenhund, auf seinem Weg durch die Zeit?”

Die Sauerland-Waldroute hat das Thema Sagen und Märchen aufgegriffen und die “Mystischen Welten“, die Sagen und Erzählungen des Sauerlandes, zu ihrem Erkennungsmerkmal gemacht. Sie finden sich auf viele Tafeln und Aussichtspunkten entlang der Hönnetal-Route.

Wir wollen diesen Ball aufnehmen und hier Stück für Stück die schönsten Sagen und Märchen rund um das Hönnetal nacherzählen und soweit möglich auch bebildern.