Presseerklärung des Naturhistorischen Vereins Hönnetal e.V. zum geplanten Ausbau der Kalkindustrie im Hönnetal

Der Naturhistorische Verein Hönnetal e.V. sieht den geplanten Kalkabbau des Gebiets Beil zwischen Asbeck und Eisborn durchaus kritisch. Es han-delt sich hierbei um eine in das Landes-Biotop-Kataster aufgenommene Fläche, der sogar NSG-Würdigkeit zugesprochen wurde. Insbesondere der Bestand an alten Buchen, die auch als Fledermausquartier in den Sommermonaten dienen, würde einen herben Verlust für die Natur dar-stellen. Aus der Sicht des Naturschutzes wäre die Beibehaltung des Status quo die beste Lösung.

Wir begrüßen jedoch die Bereitschaft der Lhoist-Gruppe zum Dialog und die Schaffung eines Runden Tisches. Leider wurden bisher keine Vertreter des Naturschutzes mit eingeplant. Wir regen deshalb an, dass auch Ver-treter der verschiedenen Naturschutzvereine und –verbände mit am Runden Tisch sitzen. Wir stehen dafür gerne zur Verfügung.

Die aktuellen Planungsgespräche nehmen wir zum Anlass, eine Revision des Bundesverkehrswegeplans anzuregen. Wir wünschen eine weitsichti-ge Verkehrsplanung im Hönnetal. Während das 2.Teilprojekt der Ortsum-gehung Balve durch das Tiefental/Borketal (B 229 OU Balve) aus ökologi-schen Gründen zu streichen ist, sollte die Umgehung des Hönnetals mit hoher Priorität in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen werden. Die jetzige B515 zwischen Sanssouci und dem Abzweig nach Asbeck sollte nach Meinung des NHV zu einer Radroute mit Anliegerverkehr umgewid-met werden, vergleichbar dem Teilstück zwischen Balve-Sanssouci und dem geplanten Kreisverkehr am Abzweig nach Wocklum.

Die Lhoist-Gruppe bitten wir deshalb, ihre Planungen für den weiteren Kalkabbau so vorzunehmen, dass sie die zukünftige Trassenführung durch ihr Gelände nicht behindern, sondern vielmehr fördern und zeitlich forcieren. Der Bürgerdialog der Lhoist zeigt nach dem Gespräch vom 09.04.19 in Eisborn Perspektiven auf, etwa was den Kalkabbau im Stand-ort Horst betrifft. Die grundsätzliche Bereitschaft, erforderliche Flächen auch in den Steinbruchbetrieben zur Verfügung zu stellen, sollte von Lho-ist kommuniziert werden.

Steinbrucherweiterung
Die geplante Steinbrucherweiterung und Halde in rot eingezeichnet. Weiß sind bereits genehmigte Abbaubereiche.

Für eine Umwidmung der jetzigen B515 durch das Hönnetal zu einer Rad-route sprechen vor allem folgende Gründe:

  • Verkehrssicherheit: Das Unfallaufkommen im Hönnetal ist trotz aller Verkehrssicherungsmaßnahmen (Geschwindigkeitsbeschränkungen, Ra-darmessungen, usw.) unverändert sehr hoch

  • Verkehrseffizienz: Die kurvenreiche Trassenführung entlang der Hön-ne und die erforderlichen Sicherungsmaßnahmen und Geschwindigkeits-beschränkungen stellen ein Verkehrshindernis dar. Durch eine neue Tras-senführung würde der Verkehrsdurchfluss der B515 zwischen Balve und Menden deutlich beschleunigt

  • Naturschutz: Das mittlere Hönnetal steht nahezu vollständig als FFH-Gebiet unter Naturschutz. Die stark befahrene Bundesstraße durch das extrem enge Hönnetal ist mit den Erfordernissen des Naturschutzes auf lange Sicht nicht vereinbar

  • Radwegplanung: Der Bau eines bundesstraßenbegleitenden Radwegs durch das Hönnetal – als Querverbindung zwischen Ruhrtalradweg und Lenneroute – ist bei der gegebenen Topographie nicht möglich, ohne aus-gewiesene FFH-Gebiete zu beeinträchtigen. Die Trasse der Bundesstraße wird deshalb für den Radverkehr benötigt.

  • Aufwertung des Hönnetals: Das Hönnetal als Ökotop von bundeswei-ter Bedeutung mit vielfältigen historischen, geologischen, botanischen, paläontologischen und speläologischen Bezügen würde durch die Verle-gung der Bundesstraße wesentlich aufgewertet. Die gesamte Region wür-de gewinnen.

Während die Realisierung des 2. Teilprojekts der B229n/ Ortsumgehung Balve das Landschaftsbild im Borke-/Tiefental zerstören und die Luisen-hütte als Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung erheblich beeinträchti-gen würde, gewinnt das Hönnetal durch die vorgeschlagene Umgehung. Umwelt und Verkehr profitieren auf lange Sicht. Zwei Ortschaften – Volk-ringhausen und Beckum – werden verkehrsmäßig entlastet.

Bezüglich der Umsetzung ist klar, dass die Hönnetalumgehung eine große technische Herausforderung darstellt. Vor dem Hintergrund der Großtat der Rettung des Hönnetals vor dem Kalkabbau – die „Schutzaktion zur Erhaltung der Schönheit des Hönnetals” liegt nunmehr 100 Jahre zurück – ist ein weitsichtiger und starker Schutz dieses bundesweit einmaligen Ju-wels aber heute notwendiger denn je.

Presseerklärung zur geplanten Steinbrucherweiterung “Am Beil”